Welche Erkenntnisse nehmen wir vom Mobile World Congress 2016 mit? Von 5G bis zu Virtual Reality: "Mobile is Everything". Ein Bericht und Kommentare über vier Tage intensiver Beschäftigung mit Technologie in der katalanischen Hauptstadt – von Myriam Debahy, Tech Industry Analyst bei Google. Olé, Mobilität!
Was hast du dir vom Mobile World Congress (MWC) erhofft? Impulse für dein Denken und Handeln? Einen Einblick in die mobile Welt der Zukunft? Neue Kontakte?
Ich bin hauptsächlich nach Barcelona gekommen, um mir einen Überblick über die mobile Welt zu verschaffen. Zukünftige Innovationen werden zudem von geschäftlichen Entwicklungen (zum Beispiel bei B2B-Dienstleistern, Lieferanten usw.) vorangetrieben, mit denen wir uns als Endkunden nur selten intensiver auseinandersetzen können. Der MWC ist einmalig: Hier treffen sich die wichtigsten Akteure der mobilen Welt, um ihre neuesten Innovationen vorzustellen sowie Partnerschaften auf- und auszubauen. Hier kann ich mich nicht nur mit der Technologie der Zukunft beschäftigen, sondern auch mit den Lebensräumen von morgen, seien es nun Gebäude, Autos oder Geschäfte.
Was war in Bezug auf Smartphones das heiße Gesprächsthema auf dem MWC? Geräte? Funktionen? Oder sogar beides?
Bei den Geräten wurden kaum entscheidende technologische Neuerungen vorgestellt. Einzig LG präsentierte das erste modular aufgebaute Smartphone mit austauschbaren Teilen. Das wesentliche revolutionäre Potenzial in der Mobiltechnologie liegt momentan bei den Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere im Bereich der Interaktion mit der Welt der internetfähigen Objekte. Volvo hat ein System vorgestellt, mit dem Fahrzeugtüren mittels einer mobilen App ver- bzw. entriegelt werden können und das ab 2017 verfügbar sein soll. Zahlungsprozesse werden gleichfalls weiter digitalisiert. Zudem führt MasterCard in diesem Sommer ein Gesichtserkennungssystem ein, mit dem mobile Transaktionen sicherer werden sollen.
Angesichts von Entwicklungen wie Virtual Reality, 360°-Kameras und Drucken über das Internet: Wie lassen sich Nutzer auch weiterhin begeistern und dazu anregen, ihre Mobilgeräte auf neue Arten zu nutzen?
Wie der MWC belegt, werden zurzeit viele neue Anwendungsmöglichkeiten für Mobilgeräte entwickelt, zum Beispiel die 360°-Kamera oder Virtual Reality.
Virtual Reality stand im Mittelpunkt einer Vielzahl von Präsentationen und Diskussionen. Auf der Messe wurden zahlreiche Headset-Modelle für Virtual Reality gezeigt, zum Beispiel das Samsung Gear VR oder das Headset von LG, das sich mit dem G5, dem neuesten Smartphonemodell des Herstellers, verbinden lässt. HTC gab zudem den Einführungstermin sowie den Preis für das Headset Vive bekannt.
Und das war nur der Anfang. Die Entwicklung von 5G soll gleich eine ganze Flut von neuen Anwendungsbereichen erschließen, zum Beispiel das Eintauchen in virtuelle Welten mithilfe von 3D-Headsets oder die Videowiedergabe in 4K-Auflösung.
Datenübertragung mit bis zu 10 GBit/Sek., das Herunterladen von Full HD-Filmen auf Smartphones in wenigen Sekunden, 3D-Streaming mit einer Auflösung von 8K: Das Experiment 5G ist bereits weit vorangeschritten. Südkorea hat zugesagt, dass der neue Mobilfunkstandard bei den olympischen Winterspielen 2018 zur Verfügung stehen wird. Was hältst du von 5G?
5G war auf dem MWC 2016 ein spannendes Diskussionsthema. Die kommerzielle Markteinführung in Europa wird jedoch nicht vor 2020 erwartet. Mit Hinblick auf Technologie und Standardisierung gibt es jedoch große Fortschritte in sehr kurzer Zeit – aufgrund von öffentlich-privaten Partnerschaften. Ob Mobilfunkunternehmer oder Subunternehmer: Alle Akteure in diesem Bereich waren auf dem MWC vertreten. Nokia nutzte den MWC zudem, um erstmals seit der Übernahme durch Alcatel-Lucent ausführlicher über die Strategie des Unternehmens mit Hinblick auf 5G und das Internet der Dinge zu informieren.
Alle Welt spricht von Smartphones. Doch wie sieht es bei den Tablets aus? Gibt es da Innovationen?
Bei den Tablets wurden in diesem Jahr keine besonders herausragenden Innovationen vorgestellt. Im Gegensatz dazu erlebt der PC ein Comeback, insbesondere durch den 2-in-1-PC MateBook von Huawei. Das MateBook ist ein Tablet mit einer abnehmbaren mechanischen Tastatur; damit verbindet es die Mobilität eines Smartphones mit der Leistung eines Laptops.
Mobilität beschränkt sich jedoch nicht nur auf Mobilgeräte. Es gibt auch starke Trends in der Automobilindustrie, in der Heimautomatisierung sowie in der Gesundheitsvorsorge über das Internet. Wie wurden diese Trends auf der Messe präsentiert?
Ein wesentlicher Trend des MWC 2015 setzte sich auch in diesem Jahr fort: Es wurden viele internetfähige Objekte präsentiert, insbesondere Armbanduhren und andere am Körper getragene Accessoires. Ursprünglich zum Erfassen von sportlichen Aktivitäten entwickelte internetfähige Geräte erobern viele andere Anwendungsbereiche. So stellte MasterCard z. B. mehrere Armbänder vor, die das kontaktlose Bezahlen in Geschäften ermöglichen.
Auch im Automobilbereich wurde reichlich Werbung gemacht, etwa für die europäische Markteinführung des Fahrzeugsystems Ford Sync, mit dem man während der Fahrt das Musikprogramm bedienen oder Anrufe annehmen kann, ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Man kann sich auch Nachrichten vorlesen lassen oder mobile Apps über einfache Sprachbefehle steuern. Qualcomm wiederum hat Fahrzeuge von Mercedes mit einem drahtlosen System ausgerüstet, mit dem sich Daten zum Fahrzeugverhalten in Echtzeit erfassen lassen. Das System nutzt dabei auf die Räder ausgerichtete Wärmebildkameras. Datenanalyse in Echtzeit beschleunigt die Entscheidungsfindung.
Wie würdest du deinen Gesamteindruck vom MWC 2016 zusammenfassen? Und wirst du diese Messe auch 2017 besuchen?
Anders als auf anderen Messen wurden auf dem MWC 2016 nur wenige Innovationen im Bereich der mobilen Endgeräte vorgestellt. Unter dem Motto "Mobile is Everything" setzte der MWC 2016 die Schwerpunkte in diesem Jahr bei 5G und Virtual Reality. Als Nebenprodukt gab es zudem Entwicklungen in der Werbung und im Mobile Commerce zu sehen.
Der MWC hat für Akteure in der Mobile-Welt weiterhin eine entscheidende Bedeutung. Mobilfunkanbieter, Lieferanten, Hersteller von mobilen Endgeräten und Internetanbieter kommen hier an einem Ort zusammen, um Partnerschaften zu bilden und auszubauen. Das zeigten in diesem Jahr auch die großen Ankündigungen auf allen Ebenen: 5G, Konnektivität, Virtual Reality und das Internet der Dinge.
So schnell, wie sich die Technologie momentan entwickelt, bin ich ganz sicher neugierig auf den Kongress 2017, dem Jahr der ersten 5G-Testläufe in Europa. 5G wird bei der Revolution des Internets der Dinge eine entscheidende Rolle spielen. Zudem ermöglicht die Technologie völlig neue Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel Videowiedergabe in Ultra HD. Dem MWC steht eine strahlende Zukunft bevor.