Zeit ist Geld, sagte einst Benjamin Franklin. Vor allem im Online-Handel, weiß Digitec Galaxus, marktführender Online-Händler in der Schweiz. Denn je schneller die mobile Website, desto höher die Conversion. Hier entscheiden Millisekunden. Deshalb optimiert das Unternehmen laufend und ganz gezielt die Geschwindigkeit seiner Websites. Für Digitec Galaxus nicht nur eine Frage der Technik, sondern vor allem der Performance-Kultur. Diese Fallstudie verrät, wie aus der technischen Herausforderung ein interner Wettbewerb entstanden ist, bei dem alle Teams mit Begeisterung an einem Strang ziehen.
Das Vorbild für die Optimierung der Seitengeschwindigkeit: Teamwork wie beim Boxenstopp
Für die ständige Optimierung der Seitengeschwindigkeit braucht es in erster Linie eines: ein motiviertes Team, das mit Leidenschaft bei der Sache ist, die Relevanz der Page Speed verinnerlicht hat und bereit ist, immer weiter dazuzulernen. Ein bisschen ist es wie beim Boxenstopp in der Formel 1: Ein perfektes Team kann eine vierte Position in einen Platz auf dem Siegertreppchen verwandeln. Wenn es schafft, den Boxenstopp innerhalb von maximal 1,9 Sekunden durchzuziehen, und immer im Training bleibt. Die gute Nachricht: Developer, Product Owner und UX Designer sind Formel-1-Mechanikern gar nicht so unähnlich. Der permanente Verbesserungsdrang und der Kampf um die letzte Millisekunde liegen ihnen meist ebenfalls im Blut. Wer sich also der Seitengeschwindigkeit ernsthaft widmen will, tut gut daran, diese Teams zu begeistern.
Die Motivation: die beste Lösung finden, vor den anderen
Tobias Quelle, Head of Product & User Experience bei Digitec Galaxus, hat sich genau diese Erkenntnis zunutze gemacht. „Unsere Teams lieben es, sich zu batteln: Wer findet den besten Weg, das Nutzererlebnis immer noch ein bisschen weiter zu verbessern? Das ist bei uns allen intrinsisch motiviert.“ Gemeinsam mit seinem Team entwickelte er deshalb die „Need For Speed Competitions“. Ein interner Wettbewerb, der über sechs Monate in verschiedenen Sprints auf das setzte, was Entwickler, Product Owner, UX Designer und Analysten zuverlässig zu Höchstleistungen bringt: ihren Spieltrieb und den ständigen Drang nach Optimierung. Dabei ging es auch darum, das Thema crossfunktional und teamübergreifend anzugehen, um die Performance-Kultur des Unternehmens insgesamt zu stärken.
Die Optimierung der Seitengeschwindigkeit ist eine Frage des Mindsets
Innerhalb der letzten Jahre ist Digitec Galaxus stark gewachsen. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich verdoppelt, und auch der Webshop hat sich zu einem hochkomplexen System entwickelt. „Da wird es dann zur Managementaufgabe, diese Performance-Kultur auch unter den Neuen immer wieder zu fördern“, sagt Quelle. Hinzu kommt, dass durch den wachsenden Shop auch die Menge der Daten laufend zunimmt. Dadurch wird es für Digitec Galaxus immer komplexer, ein sauberes Tracking aufzusetzen. Dies war jedoch als Grundlage für den Wettkampf unerlässlich.
Tracking: eine solide Basis für spielerische Battles
„Um so ein Tracking aufzubauen, braucht man Expertise, und da war für uns die Zusammenarbeit mit Google sehr wertvoll“, sagt Quelle. Gemeinsam wurde eine Knowledge Base aufgebaut, das interne Tracking definiert und das Budget für die Metriken bestimmt. Zara Hegemann, Product Owner bei Digitec Galaxus, sagt, das sei nicht nur inhaltlich essenziell, sondern auch wichtig für den Wettbewerb gewesen. „Natürlich ist es für die Teams motivierender, wenn man sagt: ‚Das sind die Eckpunkte, die wir gemeinsam mit Google definiert haben‘, als ‚Das hab ich irgendwo im Netz gefunden‘.“ Der Austausch und die zwei unterschiedlichen Perspektiven halfen, die passenden KPIs zu bestimmen.
Google als Sparringspartner für die Teams
Zum einen stand für Digitec Galaxus die Verbesserung des internen Real-User-Monitorings im Fokus. Damit lässt sich das Benutzererlebnis über alle Website-Ebenen hinweg beobachten. Es hält die einzelnen Benutzeraktivitäten genau fest und zeigt so auf, bei welchen Interaktionen Probleme entstehen, zum Beispiel durch zu lange Ladezeiten. Ebenfalls ein zentraler Punkt ist der Google Performance Score, der verschiedene Werte der mobilen Website misst: von der Zeitspanne, bis der erste Content ist zu sehen ist (First Meaningful Paint), bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Seite voll interaktionsbereit ist (Time to Interactive). Diese gemeinsam erarbeiteten Grundlagen hatten die Teams dann während der gesamten Competition im Blick, und sie konnten auch jederzeit Rücksprache mit Google halten.
Es geht auch darum, die Hürden für eine teamübergreifende Zusammenarbeit zu finden und abzubauen.
Der Weg zur schnelleren Website: Wissen aufbauen und Wissen teilen
Mit dem Start der „Need For Speed Competitions“ zeigte sich schnell, dass die Idee funktionierte, die Seitengeschwindigkeit zu einer gemeinsamen Anstrengung zu machen. „Es war gut, zu sehen, dass die Teams im Detail zwar gegeneinander gekämpft haben, im Großen aber eben miteinander für das gemeinsame Ziel, sagt Zara Hegemann. Mal in Sprints, mal in längeren Challenges. So wurde bei der „Need For Speed“- Woche der Fokus auf JavaScript Chunks und Datenmengen gelegt: Was muss wann geladen werden, und wie groß dürfen Bilddateien sein, damit der User ein gutes Ladeerlebnis hat? Neben solch quantitativen Themen ging es aber auch um qualitative Optimierung. Zum Beispiel darum, die Hürden für eine teamübergreifende Zusammenarbeit zu finden und abzubauen. „Wir haben ganz bewusst Punkte für Know-how-Sharing vergeben. Wer seine Erkenntnisse mit anderen geteilt hat, wurde belohnt.“
Das Ergebnis: signifikante Steigerungen und ein Ziel, für das alle arbeiten
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Schnellere Ladezeiten und eine signifikant höhere Conversion Rate zeigen, dass sich der Kampf um die Millisekunden gelohnt hat.
„Auch für das Mindset bei Digitec Galaxus,“ sagt Quelle. „Wir haben es geschafft, eine echte Performance-Kultur zu verankern. Und wir haben jetzt aufgrund der Relevanz ein zusätzliches Online-Shop-Plattform-Team, das sich immer wieder übergreifend mit dem Thema Page Speed auseinandersetzt und daraus individuelle KPIs und Page Speed Ziele für alle Teams ableitet.“
Page Speed ist eine unendliche Geschichte.
„Doch die Competition ist nicht vorbei,“ meint Zara Hegemann. „Die Seitenladegeschwindigkeit ist eine unendliche Geschichte. Mit jeder neuen Technik und jedem neuen Gerät werden neue Metriken relevant – so werden wir uns zukünftig auch auf die Core Web Vitals fokussieren. Und wir setzen uns gern ehrgeizige Ziele. Wenn eins erreicht ist, nehmen wir das nächste in Angriff.“ So bleibt Franklins Erkenntnis, dass Zeit Geld ist, ein immerwährender Antrieb für Digitec Galaxus. Denn ein paar Millisekunden schnellere Ladezeiten lassen sich immer rausholen. Vor allem mit dem richtigen Mindset.