Gwen Vanhee und sein Kreativ-Lab nøcomputer erschaffen interaktive Installationen, die überraschen und neuartige Kundenerlebnisse bieten. Seine Insights für die digitale Zukunft verriet Vanhee zuletzt mit seinem Vortrag „Live up to the hype“ beim ADC Festival 2019, dem größte Treffen der deutschsprachigen Kreativbranche. Seine neusten Projekte stellt er als Speaker bei der ADC Digital Experience am 21. November in Düsseldorf vor.
Könnten Sie sich vorstellen, bei einem Vorstellungsgespräch einem Auto gegenüberzusitzen, das Ihnen Fragen zu Ihnen und zum Job stellt? Der Volvo "HR90" auf Basis des Modells S90 führt seit Kurzem als HR Manager seine eigenen Job-Interviews. Volvo wollte mit der Aktion neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen und zeigen, wie smart die Technologie in seinen Fahrzeugen ist. Realisiert wurde der HR90 von nøcomputer. Das belgische Innovations-Lab hat sich mit solchen Projekten bereits viel Anerkennung erarbeitet.
Wer ist nøcomputer?
Das kleine Kreativstudio mit seinem dreiköpfigen Team gibt es erst seit vier Jahren. Die Gründer Gwen Vanhee und Wim Vanhenden arbeiten jedoch schon lange mit digitalen Medien und sehen sich heute als kreative Entwickler an der Schnittstelle von Design und Technologie. Im Auftrag von Unternehmen und Agenturen erschaffen sie für große Marken interaktive Momente mit hohem Erinnerungswert – indem sie Daten und AI-Technologien nutzen, mit ihnen experimentieren und sie in innovative, visuelle Storys umwandeln.
Für den Wow-Effekt
Eines der ersten Projekte von nøcomputer waren live aus Audio-Snippets erzeugte virtuelle und sich permanent verändernde 3-D-Skulpturen auf dem TEDxGhent 2016. Viel Aufmerksamkeit erregten auch die interaktiven Schaufenster des belgischen Internetproviders Telenet – mit Motion-Tracking-Software und mehreren Screens, die den Passanten verschiedene Inhalte präsentierten, je nachdem, wie sie sich vor dem Schaufenster bewegten.
Für uns ist am wichtigsten, eine gute Geschichte zu erzählen. Und unser Instrument, um sie zu erzählen, ist Technologie.
– Gwen Vanhee, Co-Founder nøcomputer
Scheinbar Unmögliches wird möglich
Die Kreativen von nøcomputer wollen mit Daten, künstlicher Intelligenz und Motion-Design kleine magische Momente schaffen. "Wir wollen immer etwas entwickeln, was noch keiner gemacht hat oder Dinge kombinieren, die vorher noch keiner kombiniert hat", sagt Gwen Vanhee. Die größten Herausforderungen seien dabei die Erwartungen der Kunden, die verfügbaren Budgets und die kurzen Zeiträume, die ihnen für gute Ideen zur Verfügung stehen.
Passgenaue Inhalte jederzeit
Mit KI-basierten Lösungen kann man Storys für Marken und Unternehmen heute viel interaktiver und personalisierter erzählen. Für die meist bildschirmbasierten Installationen braucht man heute noch Screens, Kameras, VR-Brillen und andere Geräte. Gwen Vanhees Vision geht aber deutlich weiter: Eine Augmented Reality, die komplett ohne spezielle Geräte auskommt. Eine Welt, in der interaktive Screens, als solche gar nicht mehr zu erkennen, allgegenwärtig sind – und ständig personalisierte Inhalte ausspielen. So ließe sich das Thema Customer Experience noch einmal ganz neu denken. Vielleicht liefert uns der Spiegel im Fitnessstudio bald individuelle Infos, um uns zusätzlich zu motivieren – basierend auf Daten, die von Smartphone oder Smartwatch kommen.
Daten sind überall. Sie sind die Lebensader für alles, was wir tun.
– Wim Vanhenden, Co-Founder nøcomputer
Blick in die digitale Zukunft
Mithilfe von Tools wie TensorFlow – ein vom Google Brain Team entwickeltes Open-Source-Framework, das vor allem für die Entwicklung von Software genutzt wird, die auf künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen setzt – sind solche Technologien für kreative Entwickler heute leichter zugänglich und ermöglichen Dinge, die noch vor wenigen Jahren völlig unmöglich gewesen wären. Und sie vergrößern damit den kreativen Spielraum von Unternehmen, Agenturen und Labs wie nøcomputer.
Bewegte Bilder, die wirklich bewegen
Gwen Vanhee und Wim Vanhenden setzen für viele ihrer Lösungen, Installationen und Experimente auf Motion und Video. Damit stehen sie alles andere als allein: Denn unsere Welt und unsere Sehgewohnheiten ändern sich. 2021 wird voraussichtlich 82 Prozent des kompletten Internetverkehrs durch Videos erzeugt werden.1 Mit innovativen Installationen, immersiven Effekten, aber auch mit Videoplattformen wie YouTube kann man heute Markenerlebnisse schaffen, die viel personalisierter, damit viel näher an der Zielgruppe sind und dabei weniger kosten als der klassische 30-Sekunden-TV-Spot, auf den viele Unternehmen und Agenturen auch in der heutigen Zeit immer noch setzen. Gerade wenn Budget und Zeit begrenzt sind, lohnt es sich aber, neue Ideen zuzulassen und auf Lösungen zu setzen, die kreativer mit Technologie umgehen.
Statt an althergebrachten Konzepten und Vorgehensweisen festzuhalten, sollten Unternehmen besser auf Mut zur Veränderung setzen und auch bewusst das Risiko eingehen, dass nicht jedes Experiment zum Erfolg führt – aber immer einen Lerneffekt mit sich bringt. Gerade im Marketingbereich ist es zudem empfehlenswert, mit internen oder externen Ressourcen mehr Expertise im Bereich Daten aufzubauen. Um die Fragen zu beantworten: Welche Daten kann unser Unternehmen nutzen, wie müssen wir mit den Daten umgehen und wie können wir aus möglichst wenigen Daten möglichst viel herausholen? Nur wenn Unternehmen diese Herausforderungen ernsthaft angehen, werden sie in Zukunft eine echte Chance haben, den Kampf um neue Kunden für sich zu entscheiden. Denn diese erwarten heutzutage, dass Unternehmen sie personalisiert ansprechen (ohne im Gegenzug allzu viele persönliche Daten einzufordern) und dass jeder Kontakt mit dem Unternehmen einfach, intuitiv und ohne Brüche erfolgt.
Diesen Anforderungen gerecht zu werden, kann für Unternehmen auch heißen, in videobasierte Marketingstrategien zu investieren, die auf der Nutzung von Daten und personalisierter Kundenansprache fußen; oder Kreativ-Labs wie nøcomputer damit zu beauftragen, interaktive und smarte visuelle Installationen zu entwickeln.
Klar ist: Die Basis ist längst da. Jetzt müssen Sie diese Basis nur noch nutzen.