In der dritten und vorerst letzten Folge unserer Interview-Reihe "Think with Innovators" aus Deutschland sprechen wir mit Jürgen Alker, Geschäftsführer der Internetagentur SinnerSchrader und Mitgründer der Digitalagentur Swipe, die sich auf die Entwicklung von Apps und mobilen Webseiten spezialisiert haben. Im Interview spricht er über die Entwicklung mobiler Lösungen und wie Innovation in Unternehmen gefördert werden kann.
"Mein Traum war immer, in die Werbung zu gehen", so Jürgen Alker. Vor 20 Jahren zog er nach Hamburg, um zunächst für den Rucksackhersteller Eastpak und später unter anderem für die Textilmarke Dickies zu arbeiten. Bedeutend für seinen Werdegang war die Vorstellung des iPads im Jahr 2010. Damals habe er sich mit seinem Freund Sven Schmiede die Keynote von Steve Jobs angesehen. An diesem Abend sei ihnen die Idee zu Swipe gekommen. Das Ziel: Inhalte auf dieses neue Apple-Produkt zu bringen. "Smartphones waren damals noch relativ klein, das iPad war ein bisschen größer, man konnte Inhalte auf ein mobiles Endgerät bringen. Und dann haben wir gesagt, das probieren wir einfach mal", so Jürgen Alker. In 2015 verkauften Alker und Schmiede Swipe an SinnerSchrader und wechselten in die Geschäftsführung.
"Wenn man sich meinen Lebenslauf ansieht, könnte man sagen: Er hat völlig unterschiedliche Dinge gemacht und ist total inkonsistent", so Jürgen Alker. Doch dies sei der Kern der Sache gewesen, so der Kreative weiter: "Ich habe immer für Ideen gebrannt und habe Lust, Ideen umzusetzen, aber ich hänge auch an nichts. Wenn etwas tatsächlich nicht funktioniert, muss man sich auch verabschieden." Eine Sache, mit der Jürgen Alker bislang sehr erfolgreich war, ist die Fokussierung auf Mobile.
Anders als der PC oder das Internet sei die mobile Technologie innerhalb kürzester Zeit von den Nutzern akzeptiert worden, sagt Jürgen Alker. Mobile sei ein Massenphänomen geworden. "120 Millionen SIM-Karten sind in Deutschland im Umlauf. Es ist einfach überall." Man könne sich die Zeiten ohne Smartphone nicht mehr vorstellen: "Ich habe jetzt alles in der Hosentasche: Ich kann mir Taxis herbestellen, ich kann mein komplettes Banking über das Smartphone machen. Das ist natürlich grandios, auf diesen paar Quadratzentimetern all diese Dinge zu bekommen." Jedes Geschäft sollte daher eine Mobile-Strategie haben, betont Jürgen Alker. Um die Erfolgsaussichten einer Kampagne zu testen, empfiehlt er den "Toothbrush-Test". Konkret heißt das: "Nutze ich etwas wie eine Zahnbürste jeden Tag und immer wieder?" Das müsse für jede mobile Lösung gelten. Wichtig sei hier insbesondere, dass mobile Lösungen dem Nutzer einen Mehrwert bieten müssten.
Angesprochen auf die Entwicklung von mobilen Technologien, antwortet Jürgen Alker: "Mobile wird weiter eine Rolle spielen." Während es früher Desktop First hieß, gilt dieses Konzept mittlerweile als veraltet. "Jetzt heißt es Mobile First und dann Desktop. Ich glaube, diese Grenzen verschwinden." Stattdessen sollte der Fokus auf eine ganzheitliche Strategie liegen.
"Eine Idee ist erst etwas wert, wenn sie auch umgesetzt wird und man immer wieder die Energie aufbringt, sie weiterzuverfolgen."
- Jürgen Alker, Geschäftsführer, SinnerSchrader
Für Jürgen Alker ist Neugierde die Basis jeder Innovation. "Wenn man selber nicht mehr neugierig ist, dann kann man auch kein Feuer bei anderen entfachen für neue Ideen." Doch wie schwer ist es, Innovationen in einem so großen Unternehmen wie SinnerSchrader zu fördern? In jedem Unternehmen gebe es Menschen, die tolle Ideen für das jeweilige Unternehmen hätten, ist sich Jürgen Alker sicher. Seine Aufgabe als Geschäftsführer beschreibt er mit: "Wir als Geschäftsführer sind dafür da, den Rahmen zu stecken und die Kultur zu schaffen, dass unsere Mitarbeiter gern zur Arbeit kommen, dass sie Lust haben, Ideen umzusetzen, dafür zu kämpfen, dass etwas Neues entsteht."
Eine Idee sei nämlich nur dann etwas wert, wenn sie auch umgesetzt werde. Daher rät Jürgen Alker Unternehmen: "Nicht reden, sondern machen. Setzt eure Ideen um, kämpft dafür. Es gibt nichts Besseres."