Beim letzten Lightning Talk des Festivals Cannes Lions 2017 saßen Gigi Gorgeous und Tea Uglow, Creative Director beim Google Creative Lab in Sydney, auf der YouTube-Strandbühne. Sie sprachen darüber, wie LGBT-Menschen dank Onlinevideos weltweit eine breit gefächerte Zielgruppe erreichen.
Am Freitag stand das Programm unter dem Motto "Pride Day" – es sollte also um Achtsamkeit, Toleranz und Mitgefühl gehen. Darum gaben die weltweit bekannte YouTuberin Gigi Gorgeous und Tea Uglow vom Google Creative Lab in Sydney auf der YouTube-Strandbühne viel Persönliches preis.
"Als ich meine ersten YouTube-Videos hochlud, ging ich zur Highschool und hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte", erzählte Gigi Gorgeous. "YouTube war ein sicherer Ort, an dem ich mich und meine Kreativität frei entfalten konnte. Das erste Video erforderte schon etwas Mut, war aber auch keine große Sache. Der Spaß stand im Vordergrund."
Ein großer Teil von Gigi Gorgeous' Leben hat sich auf YouTube abgespielt – darunter die aufregende Zeit, in der sie sich als Transfrau outete und zur Geschlechtsumwandlung entschied. Auf die Frage von Uglow, wie sich dies für sie angefühlt habe, antwortete sie: "Ehrlich gesagt war es nichts Besonderes. Ich habe einfach nur mein Leben gelebt." Sie gestand, dass es ihr viel schwerer gefallen war, während der Produktion des YouTube Red-Films "This Is Everything: Gigi Gorgeous" die kreative Kontrolle abgeben zu müssen, als ihre eigenen Videos zu drehen.
"YouTube war ein sicherer Ort, an dem ich mich und meine Kreativität frei entfalten konnte."
- Gigi Gorgeous, YouTuberin
Der Filmtitel, der übersetzt "Das ist alles" bedeutet, ist relativ wörtlich zu verstehen: Denn in der Dokumentation wurde kein Aspekt des Lebens der YouTuberin ausgelassen. Unter anderem wurde gezeigt, dass ihr Vater anfangs mit ihrer Geschlechtsumwandlung zu kämpfen hatte. "Wir machten die Entwicklung gemeinsam durch", berichtete Gigi. Der Film hat ihre Verbundenheit gestärkt. Gigi Gorgeous' Verwandte und Freunde sind regelmäßig in ihren Videos zu sehen, doch sie respektiert deren Privatsphäre: "Meistens lebe ich einfach mein Leben und teile mit anderen, was ich möchte, aber natürlich gibt es Grenzen."
Es sind fast zehn Jahre vergangen, seit Gigi Gorgeous ihr erstes Video hochlud. In der Zwischenzeit hat sich viel verändert – ihre Fans unterstützen sie aber nach wie vor. "Die Beziehung zu meinen Anhängern ist mir am wichtigsten. In schlechten Momenten muntert mich der Gedanke auf, dass sie da sind, ich ihnen helfen kann und sie inspiriere", so die YouTuberin. Bei der Menge an Inhalten, die sie bereits veröffentlicht hat, stehe sie manchmal ziemlich unter Druck, neues Material zu produzieren. Als Vorbild für Millionen Nutzer werde sie aber nicht so schnell aufhören. Sie sagte: "Ich habe keinen Zeitdruck, also gehe ich es einfach locker an."
Angesichts der zahlreichen Menschen, die ihre Videos verfolgen, bleibt es nicht aus, dass Gigi Gorgeous auch auf Hass und Ablehnung stößt. So geht es vielen LGBT-Menschen, die auf digitalen Plattformen präsent sind. Auf die Frage, wie sie mit Cybermobbing umgehe, antwortete sie: "Es ist wichtig, eine Familie zu finden – selbst wenn sie online zu Hause ist." Damit fasst sie vielleicht zusammen, weshalb sich Menschen jeden Geschlechts und jeglicher ethnischer Herkunft oder Sexualität auf YouTube wohlfühlen.