Die Google-Suche durchläuft derzeit starke Veränderungen, derer sich viele Werbetreibende jedoch gar nicht bewusst sind. Auch sind sie sich häufig nicht im Klaren darüber, welche Werbechancen sich aus der zunehmenden Bedeutung von Sprachsuche, Antworten und der Suche mit Vervollständigung ergeben.
Die Google-Suche im Wandel
Heute sehen die Ergebnisse der Google-Suche komplett anders aus als noch vor zehn Jahren. Einst haben wir Google nur als Ausgangspunkt für unsere Aktivitäten im Internet genutzt. Es war eine Art Verzeichnis für Websites, die wir direkt aufrufen konnten und auf denen wir die gewünschten Informationen fanden. Doch in bestimmten Fällen ist die Google-Suche heute sowohl der Ausgangspunkt als auch die letzte Station auf unserer Reise im Web. Sie ist der Ort, an dem wir Fragen stellen und immer öfter auch Antworten finden.
Wie Antworten ins Spiel kamen
Seit der Einführung von Knowledge Graph im Jahr 2012 nimmt die Anzahl der Suchergebnisse, die gleichzeitig auch Antworten enthalten, stetig zu. In einigen Studien wurde festgestellt, dass Antworten nun schon in 40 % der Suchergebnisse unmittelbar bereitgestellt werden:
Quelle: Fast doppelt so viele Direktantworten in den Ergebnissen der Google-Suche wie 2015, StoneTemple
Unternehmen können davon profitieren, dass in den Ergebnissen der Google-Suche immer häufiger direkte Antworten zu finden sind. Dadurch ergeben sich Werbechancen, die sich von denen mit klassischen Textanzeigen stark unterscheiden: Werbeflächen im Knowledge Graph werden eine größere Rolle spielen, wodurch mit mehr Interaktion zu rechnen ist.
Google Hotelanzeigen und Anzeigen zu Haushaltsdienstleistungen geben einen ersten Eindruck davon, wie sich dies entwickeln könnte. Werbetreibende dieser beiden Branchen sind sehr präsent, da sie weit oben im Informations- oder Antwortbereich aufgeführt werden. Diese Anzeigen sind für Nutzer deutlich sinnvoller als Standardtextanzeigen. Davon profitieren auch Werbetreibende. Google wird solche Anzeigen voraussichtlich für immer mehr Branchen einführen.
Die Sprachsuche im Trend
Im Jahr 2016 lag die Sprachsuche weiterhin im Trend. Durch die Markteinführung von Google Assistant und Google Home wurde sogar noch deutlicher, dass die Sprachsuche künftig eine immer größere Rolle bei der Interaktion mit Google spielen wird. Laut Sundar Pichai, CEO von Google, erfolgten 2016 ganze 20 % der Suchanfragen auf Mobilgeräten per Spracheingabe.
Derzeit bietet die Sprachsuche keine Möglichkeiten zur Werbung. Da jedoch immer mehr Suchanfragen per Spracheingabe durchgeführt werden, wird sich das sicher ändern. Vermutlich wird dabei ein Premiumbereich, der mit der obersten Position bei traditionellen Suchanzeigen vergleichbar ist, eine wichtige Rolle spielen.
In der Praxis könnte dies folgendermaßen aussehen:
Nutzer: "Ok Google, buche ein Zimmer im Marriott County Hall Hotel in London für den 1. März."
Google Assistant: "Ok, es gibt zwei Optionen: 360 £ auf Kayak.com oder 270 £ auf Marriott.com."
Angesichts der zahlreichen sich daraus bietenden Möglichkeiten wird Google wahrscheinlich schon bald mit den ersten Tests beginnen und Werbung in den Ergebnissen der Sprachsuche ermöglichen.
Die Entwicklung der Suche mit Vervollständigung
Google stellt Nutzern auf immer mehr Plattformen und Geräten alle Arten von Informationen bereit. Die Systeme von Google lernen den jeweiligen Nutzer dabei immer besser kennen und können ihm daher schon dann relevante Informationen bereitstellen, bevor er überhaupt danach sucht.
Google Now wurde 2012 auf den Markt gebracht und hat sich seitdem zu einem unglaublich leistungsfähigen Produkt entwickelt. Durch die Markteinführung von Google Assistant im Jahr 2016 wurde deutlich, dass uns Google schon dann relevante Informationen bereitstellen möchte, bevor wir überhaupt danach suchen.
Google weiß, für welche Produkte und Dienstleistungen sich Nutzer interessieren. Wenn diese Informationen dann potenziellen Anbietern zur Verfügung gestellt werden, ergeben sich daraus ungeahnte Möglichkeiten für Unternehmen. Ein Beispiel hierfür sind die Benachrichtigungen zu Preissenkungen:
Davon könnten Unternehmen zukünftig enorm profitieren, vor allem in Kombination mit der Ausrichtung auf Zielgruppen. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Google weiß, dass ich in London gerne im Marriott County Hall Hotel übernachte. Wäre es nicht hilfreich, wenn mir dieses Hotel vorgeschlagen wird, wenn ich über Gmail eine E-Mail mit der Buchungsbestätigung für einen Flug nach London erhalte? Unternehmen wie Marriott oder Kayak wären sicher bereit, für eine Anzeige auf meiner Google Now-Seite zu bezahlen. Ich glaube, dass Szenarien wie diese schon sehr bald Realität werden. Wenn das geschieht, wird sich unser Denken über die Google-Suche grundlegend verändern. Vielleicht werden wir sie nicht einmal mehr als Suche ansehen.
Fazit
Durch die Sprachsuche, Antworten und die Suche mit Vervollständigung ändert sich zurzeit zweifellos der Charakter der Google-Suche. Momentan gibt es nur wenige Möglichkeiten für Unternehmen, sich in diesen Bereichen durch kostenpflichtige Werbung zu präsentieren. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sich neue Werbechancen eröffnen. Die Google-Suche wird dann als Kommunikationskanal stark an Bedeutung gewinnen – und Unternehmen, die die neuen Möglichkeiten frühzeitig nutzen, werden davon profitieren.