Einer aktuellen Studie zufolge ist die Geschwindigkeit im mobilen Web zwar ein entscheidender Faktor, aber genauso wichtig ist, wie Nutzer diese wahrnehmen. Websiteinhaber sollten diese Erkenntnis zum Anlass nehmen, die Nutzererfahrung durch ergänzende Strategien zu optimieren.
Für Nutzer von Smartphones und Mobilgeräten ist Geschwindigkeit extrem wichtig. Insbesondere unterwegs wissen sie schnelle und zügig reagierende Webseiten sehr zu schätzen. Und da nahezu überall WLANs und 4G-Datennetze verfügbar sind, nehmen mobile Aktivitäten im rasantem Tempo zu. Wir haben eine Umfrage in Auftrag gegeben, um herauszufinden, welche Bedeutung die Geschwindigkeit im mobilen Web für Nutzer hat. Im Rahmen dieser Studie wurden 127 Teilnehmer mit einer Vielzahl häufiger Szenarien konfrontiert, um die Wahrnehmung im Vergleich zur Realität zu untersuchen.
Geschwindigkeit ist alles
Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie ist die Bedeutung, die Nutzer der Geschwindigkeit im Vergleich zu anderen maßgeblichen Faktoren beimessen. Drei Viertel der Befragten gaben die Ladegeschwindigkeit als wichtigstes Merkmal an. Faktoren wie Bildschirmgröße, Layoutanpassung und ein ansprechender Websiteentwurf standen an zweiter Stelle. Das ist naheliegend, weil Nutzer die gewünschten Aktionen im Allgemeinen erst nach dem Laden der Seite durchführen können.
Was allerdings die Wahrnehmung der Geschwindigkeit betrifft, war das Ergebnis einigermaßen erstaunlich. Sieben von zehn Webseiten beurteilten die Befragten als schnell, was auch weitgehend den tatsächlich gemessenen Seitenladezeiten entsprach. Wir haben jedoch auch eine Abweichung zwischen Realität und Wahrnehmung festgestellt: 75 % der Nutzer empfanden eine vergleichsweise langsame Seite als schnell.
Wahrnehmung und Realität
Die Grenzen zwischen einem als schnell oder langsam empfundenen mobilen Web sind also fließend – und die Wahrnehmung kann neben der tatsächlichen Seitenladezeit von einigen anderen Faktoren beeinflusst werden. Aus der Studie lässt sich eine erste mögliche Erklärung für diese Abweichung ableiten. Nutzer unterscheiden zwischen der Zeit, nach der eine Website effektiv einsatzbereit ist, und der Dauer, bis alle Seitenelemente vollständig geladen sind. Auf mehreren Websites von Einzelhändlern haben "above the fold"-Elemente Priorität. Nutzer können sich so bereits umsehen, bevor die unsichtbaren Teile der Seite vollständig gerendert wurden. Dass wichtige Inhalte zuerst präsentiert werden, setzt sich in der Praxis immer mehr durch, da Websites mit unbegrenztem Scrollen zur Norm im Bereich E-Commerce werden. Nutzer scheinen diese Websites als schnell wahrzunehmen, obwohl die tatsächlichen Ladezeiten vergleichsweise langsam sind. Das liegt daran, dass die Seiten recht zügig verwendet werden können.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Alter, denn jüngere Nutzer stellen höhere Erwartungen an die Geschwindigkeit. Von den Befragten zwischen 18 und 24 Jahren waren nur 50 % mit der Geschwindigkeit der aufgerufenen Websites und Seiten zufrieden. Bei den älteren Teilnehmern waren es 70 %. Entsprechend wirkt sich auch der Gemütszustand auf die empfundene Schnelligkeit aus. Im Vergleich zu den ruhigen und entspannten Teilnehmern empfanden nur ungefähr die Hälfte der Nutzer, die ungeduldig oder in Eile waren, den Seitenaufbau als schnell. Diese Gefühlslage hängt auch stark vom Ort ab, wobei Ruhe und Entspannung drastisch zurückgehen, wenn Nutzer unterwegs und nicht zu Hause oder bei der Arbeit sind.
Geschwindigkeit führt schneller ans Ziel
Die wohl wichtigste Erkenntnis aus der Studie ist, dass sich die Geschwindigkeit – oder vielmehr ihre Wahrnehmung – für Inhaber von Websites auszahlt. Bei den als schnell empfundenen Seiten gaben 92 % der Befragten an, das angestrebte Vorhaben erledigt zu haben. Bei den als relativ langsam wahrgenommenen Seiten waren das nur 73 %. Die Nutzer der ersten Gruppe waren auch viel eher geneigt, zu den als schnell wahrgenommenen Websites zurückzukehren. 95 % der Befragten konnten sich einen erneuten Besuch vorstellen, bei den langsameren Websites dagegen nur 62 %.
Da die empfundene Geschwindigkeit scheinbar ebenso wichtig wie die tatsächliche Ladezeit ist, haben Websiteinhaber eine echte Chance, die Nutzererfahrung entscheidend zu verbessern. Inhaber von Einzelhandelswebsites, die hauptsächlich junge Besucher haben, müssen daher in erster Linie auf extrem kurze Ladezeiten auf Mobilgeräten achten. Bei Websites, die meistens von unterwegs aus aufgerufen werden, sollte bereits im Voraus berücksichtigt werden, welche standort- und zeitabhängigen Informationen angefragt werden könnten, um für ruhige und entspannte Nutzer zu sorgen.
Mit beschleunigten Seiten in die Zukunft
Schließlich lassen auch die neuen für Mobilgeräte optimierten Formate wie AMP darauf hoffen, dass eine Angleichung zwischen Wahrnehmung und Realität in greifbarer Nähe ist. 63 % der Befragten empfanden AMP-Seiten als durchschnittlich schneller. Das lässt vermuten, dass sich extrem beschleunigte Formate durchsetzen und in vielen Anwendungsfällen die Nutzererfahrung positiv beeinflussen werden.
Weitere Tipps dazu, wie Sie die Leistung und Geschwindigkeit verbessern können, finden Sie im aktuellen Brainfood-E-Book, einem gemeinsamen Werk von awwwards.com und Google.