Die Corona-Krise hat erhebliche Konsequenzen für die weltweite Reisebranche, aber der Wunsch, zur Normalität zurückzukehren, ist groß. Für viele Menschen sind Urlaubsreisen die am häufigsten vermisste Freizeitbeschäftigung, und 31 Prozent wollen die Anzahl an Reisen nach Abklingen der Krise sogar noch deutlich erhöhen.
Aber wann werden Verbraucherinnen und Verbraucher wieder nach Reiseangeboten Ausschau halten? Wohin werden sie reisen wollen? Und wie können sich Destination-Marketing-Organisationen (DMOs) am besten auf die erneute Aufnahme von Reisen vorbereiten? Der Schlüssel zur Beantwortung dieser entscheidenden Fragen liegt in der Erfassung von Daten. Diese werden benötigt, um sich auf eine möglicherweise steigende Nachfrage nach Reisen richtig vorzubereiten. Aus diesem Grund stellen wir umfangreiche Daten und Erkenntnisse über schnell wachsende Reisekategorien in der Google-Suche zur Verfügung. Darüber hinaus haben wir in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group eine Studie durchgeführt, um einen detaillierten Überblick über die aktuelle Lage der Reisebranche zu erhalten und zu zeigen, wie sich die Pandemie auf die Haltung der Verbraucher gegenüber Reisen und Tourismus ausgewirkt hat. Sie enthält auch Empfehlungen für die weitere Vorgehensweise zur Belebung der Branche.
Langsame Öffnung
Reiselustige suchen aktuell bereits wieder nach Angeboten. Im April 2020 fielen die Suchanfragen zu Flugreisen bei Google im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent, im August waren es nur noch 42 Prozent weniger als im Vergleich zum August 2019.
Im Juni drehten sich die häufigsten drei Fragen, die Nutzerinnen und Nutzer Google weltweit zu den durchgeführten Reisen stellten, um ein Thema: „Wann können wir wieder reisen?“, während sich die häufigsten Fragen im August darauf bezogen, wohin und wann man „jetzt sofort“ reisen könne. Auch die Daten der Google-Flüge deuten auf ein zunehmendes Interesse der Verbraucher hin, eher früher als später zu verreisen: Die Anzahl der Tage zwischen Such- und Abreisedatum bei internationalen Flügen sank von 77 Tagen Ende April auf weniger als 45 Tage Ende August.
Deutsche passen sich an die neue Norm des Reisens an
Während dieses Sommers suchten die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher nach anderen Urlaubsarten als gewohnt. Die meisten bevorzugten heimische oder internationale Ziele in der näheren Umgebung. Suchanfragen wie zum Beispiel „Urlaub in der Nähe“ stiegen im Juli 2020 um 300 Prozent gegenüber dem Vorjahr oder „Urlaub in Deutschland“ um 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diejenigen, die in den nächsten drei Monaten einen Urlaub planen, werden diesen mit großer Wahrscheinlichkeit an einem Strand oder in ländlichen Gebieten verbringen. Nur vier Prozent der Verbraucher würden in eine Großstadt reisen.
Laut den Trends der Google-Suche verzeichnete „Urlaub in Deutschland am See“ im Sommer (1. Juni bis 31. August) einen Anstieg von 200 Prozent, „Urlaub in den Bergen“ sogar 300 Prozent.
Wie können digitale Werkzeuge der Industrie helfen?
Um ein besseres Verständnis zur Reisenachfrage, zur Verfügbarkeit auf dem Markt (einschließlich Flügen, Hotels, Resorts etc.) und zum allgemeinen Zustand des Sektors zu erlangen, müssen Destination-Marketing-Organisationen (DMOs) Daten aus einer Vielzahl von Quellen erfassen und analysieren. Google stellt Airline-Partnern schon seit Langem Daten über ihre eigene Performance über Google Flights, Google Ads und Flight-Shopping zur Verfügung, sofern diese für ihre Websites eingesetzt werden. Allerdings beschleunigte die Corona-Krise unsere Entwicklungsmaßnahmen und veranlasste uns Mitte März zur Einführung eines neuen Tools namens Demand Explorer. Mithilfe dieses Tools können Partner Google-Suchdaten anhand von Informationen wie IP-Adressen nach Herkunft filtern, um festzustellen, welche potenziellen Reiserouten oder Verbindungen eine erhöhte Nachfrage erzeugen. Fluggesellschaften können ebenfalls nach Städtepaaren oder von Land zu Land suchen.
„Der Flight Demand Explorer hat unsere internen Daten hervorragend ergänzt, um ein klares Bild des aktuellen Flugmarktes zu zeichnen“, so Maximilian Vietmeier, Leiter Online-Strategie der Lufthansa Group. „Der Einblick in die weltweite Nachfrage auf Streckenebene ermöglicht es uns, fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Strecken wir zuerst wieder aufnehmen werden.“ Dutzende von Fluggesellschaften und Online-Reiseanbietern sowie in jüngster Zeit auch Hotels und Autovermietungen in allen Regionen der Welt nutzen bereits das neue Datentool.
Im Mai haben wir „Provisionen (Pay-per-Stay)“ eingeführt, wonach Partner für Hotelanzeigen nur dann eine Provision zahlen, wenn Reisende im entsprechenden Hotel übernachten, wobei die Gebote für Hotelanzeigen automatisch angepasst werden, um den Buchungswert zu maximieren. „In der Touristikbranche sind wir den Umgang mit kontinuierlichen Veränderungen und Unsicherheiten gewohnt. In diesen herausfordernden Zeiten ist es für die TUI besonders wichtig, ein breites Kundenspektrum anzusprechen und wirtschaftlich effizient zu sein. Das Pay-per-Stay-Modell unterstützt uns bei der Risikominimierung in unserer Angebotsstrategie. Und es macht TUI widerstandsfähiger, wenn wir unser Geschäft wieder aufnehmen. Ich bin nicht nur beeindruckt von den Interaktionsmöglichkeiten mit potenziellen Kunden, die das Modell uns bietet, sondern auch davon, wie schnell es uns zur Verfügung gestellt wurde. TUI und Google beweisen einmal mehr die Fähigkeit, nah an den Kunden zu sein und sich an veränderte Marktanforderungen anpassen zu können,“ sagt Frank Rosenberger, Vorstandsmitglied IT/Future Markets der TUI Group.
Partnerschaften mit Tourismusministerien, Reisefachleuten und dem Wirtschaftszweig der Touristikbranche
Wir arbeiten mit Ministerien, Unternehmen und Expertinnen und Experten in ganz Europa, dem Nahen Osten und Afrika zusammen, um digitale Kompetenzen im Reisesektor zu stärken. So haben wir zum Beispiel mit der UN Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) an der Fortbildung von Tourismusverantwortlichen und Unternehmen mit einer Reihe von digitalen Tools gearbeitet, um potenzielle Touristen zu Hause über Laptop oder mobile Endgeräte anzusprechen und, wenn möglich, für zukünftige Reisen zu motivieren. Unser erstes UN & Google Tourism Acceleration Program zur Tourismusförderung fand gerade virtuell am Mittwoch, den 23. September, statt. Es wurde speziell für die Tourismusministerien der UN-Mitgliedsstaaten, Top-Reiseverbände, Fremdenverkehrsämter und Destination-Marketing-Organisationen entwickelt. Im Zentrum standen Erkenntnisse über Reisen nach und Tourismus in Südafrika, Kenia und Nigeria, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Verhaltensänderungen besser verstehen und ihre Produkte und Angebote an neue Anforderungen anpassen können.
Der diesjährige Welttourismustag markiert eine einzigartige Herausforderung für den Tourismus. Er bietet allerdings auch Gelegenheit, sich vorzubereiten und neue Wege zu finden, mit potenziellen Reisenden in Kontakt zu treten. Wir sind nach wie vor optimistisch, was die Zukunft der Reisebranche betrifft und dass unsere Tools bei ihrer Erholung eine wichtige Rolle spielen können.